Herzlich willkommen

Unsere Webseite gegen Gewalt zu Hause!

Deine Eltern streiten sich oft. Sie schreien sich an. Du wirst nachts davon wach und kannst vor Angst nicht mehr einschlafen. Manchmal klopfen schon die Nachbarn an die Wand. Dir ist das total peinlich.

Dein Vater trinkt oft Alkohol. Dann schlägt er deine Mutter. Sie tut trotzdem so, als ob alles normal sei. Du fühlst dich ganz hilflos und alleine.

Deine Mutter nennt deinen Vater „einen Versager“, weil er seine Arbeit verloren hat. Das macht dich echt traurig.

Der neue Freund deiner Mutter ist oft gemein zu dir. Er sagt, dass du dumm bist und „nichts auf die Reihe“ kriegst. Deine Mutter sagt nichts dazu, aus Angst ihn zu verlieren.

Dein Vater regt sich über alles gleich wahnsinnig auf. Er beschimpft und beleidigt euch. Man muss ständig Angst haben, eine Ohrfeige zu bekommen.

So oder so ähnlich könnte es dir zu Hause ergehen.

Es ist ganz schön mutig, dich nicht länger mit deiner Situation zu Hause abzufinden, sie einfach nur auszuhalten.

Wir wollen dir erklären, was häusliche Gewalt ist, welche Folgen sie hat und was man tun kann, um sich zu schützen und wo man Hilfe bekommen kann.

Du hast das Recht auf ein Leben ohne Gewalt! Das steht sogar im Grundgesetz. Denn Gewalt ist strafbar.

Häusliche Gewalt ist Gewalt zwischen Menschen in einer partnerschaftlichen Beziehung. Die Partner können verheiratet sein oder nicht. Sie können zusammen leben oder bereits getrennt sein.

Meistens sind es Männer, die Gewalt ausüben. Man sieht ihnen das nicht an. Nach außen sind sie freundlich und kümmern sich gut um ihre Frau und die Kinder. Zu Hause sind sie dann verletzend und machen ihrer Familie Angst. Sie übernehmen keine Verantwortung für die Gewalt, sondern reden sich immer wieder heraus.

Doch die Gewalt ist ihre Schuld. Nur sie selbst können etwas verändern, wenn sie aufhören soll. Dafür brauchen sie Hilfe außerhalb der Familie.

Manchmal schlagen aber auch Frauen ihre Männer oder üben anderweitig an ihnen Gewalt aus. Auch wenn ein Kind seine Eltern misshandelt, ist das häusliche Gewalt.

Häusliche Gewalt ist nicht einmalig, sondern wiederholt sich in meist immer kürzer werdenden Abständen und wird immer schlimmer.

Wenn zu Hause Gewalt passiert,
sind Kinder immer mit betroffen!

Erwachsene haben die Verantwortung dafür, dass es Kindern gut geht und sie sich sicher fühlen, sie gesund und fröhlich aufwachsen können.

Alles, was einem Menschen gegen seinen Willen angetan wird, ist Gewalt. Sie verletzt immer die Würde eines Menschen und hat schlimme Folgen.

Gewalt hat ganz unterschiedliche Gesichter und ist manchmal nicht leicht zu erkennen. Man unterscheidet körperliche, seelische und sexuelle Gewalt sowie Stalking.

Körperliche Gewalt ist die sichtbarste Form der häuslichen Gewalt. Dazu zählen z. B. Schlagen, Treten, an den Haaren ziehen, Festhalten, Einsperren, Beißen und Würgen.

Von psychischer Gewalt spricht man, wenn jemand beleidigt, gedemütigt, beschimpft, ständig kontrolliert oder bedroht wird. Dazu zählt auch, dass der Kontakt zu Familie oder Freunden verboten wird, um das Opfer zu isolieren. Andere zerstören Eigentum oder drohen an, den Kindern etwas anzutun oder sie zu entführen. Diese Form der Gewalt ist am schwersten zu erkennen.

Wird jemand zu sexuellen Handlungen gezwungen, muss gegen seinen Willen Pornos anschauen oder werden gegen seinen Willen Nacktaufnahmen gemacht, ist das sexuelle Gewalt.

Stalking bedeutet das ständige Verfolgen oder Auflauern des Opfers. Es wird immer wieder angerufen oder mit SMS und e-Mails „bombardiert“.

Keine Form der Gewalt ist okay. Niemals! Gewalt löst niemals ein Problem, sondern verursacht weitere.

Weil häusliche Gewalt hauptsächlich zu Hause, also im Privaten, passiert, wird sie meist lange nicht bemerkt. Die Betroffenen trauen sich nicht, darüber zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen. Sie schämen sich und wissen nicht, wie sie ihre Situation verändern können. Immer wieder finden sie Ausreden für ihre Verletzungen oder sie entschuldigen das Verhalten des Mannes vor anderen. Sie glauben dem Mann, wenn er verspricht, sie nicht mehr zu schlagen oder zu beschimpfen. Vielleicht lieben sie ihn trotzdem noch und hoffen, dass sich alles zum Besseren ändert.

Gewalt hat immer schlimme Folgen für die Betroffenen,
meist für lange Zeit.

Viele Kinder können durch die angespannte, bedrohliche Atmosphäre zu Hause nicht mehr gut schlafen. Sie haben Angst vorm Einschlafen, wachen in der Nacht immer wieder auf oder haben schlimme Albträume. Am nächsten Tag sind sie dann müde, haben Kopfschmerzen oder können sich schlecht konzentrieren. Das bringt Schwierigkeiten in der Schule mit sich. Vielleicht werden die Noten schlechter oder man hat immer weniger Lust, sich mit Freunden zu treffen. Man ist oft traurig und möchte sich am liebsten verkriechen. Oder man spürt so eine schlimme Wut in sich, dass man selbst aggressiv wird und Gegenstände kaputt macht oder anderen weh tut.

Vielleicht hat man aber auch Bauchschmerzen. Man mag gar nichts mehr essen oder stopft alles Essen, was man kriegen kann, in sich hinein. Manche fangen an, sich selbst zu verletzen, weil sie den Druck zu Hause nicht aushalten oder ihren inneren Schmerz nur so ausdrücken können. Viele Kinder versuchen ihren Kummer zu verstecken, weil ihnen die Situation ihrer Familie peinlich ist und weil sie nicht wollen, dass es noch mehr Ärger gibt. Dafür lügen sie Freunde, Lehrer, Nachbarn an oder schwänzen sogar die Schule.

Auch wenn die Situation zu Hause noch so schlimm ist, es gibt immer Auswege aus der Gewalt und einem Leben voller Angst.

Es gibt verschiedene Stellen, die dir und deinen Geschwistern, deiner Mutter und deinem Vater helfen können.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sagt in Artikel 2, Absatz 2:

„Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“.
(https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/75-jahre-grundgesetz/artikel-2-gg-2267590)

Durch das Gewaltschutzgesetz hat jeder Erwachsene das Recht auf Schutz vor Gewalt. Nach § 1631 Absatz 2 unseres Gesetzbuches haben alle Kinder das

Recht auf eine gewaltfreie Erziehung.

Das heißt, ihre Eltern oder andere Erwachsene, die sie erziehen, dürfen sie nicht schlagen, treten, schubsen oder anders misshandeln. Genauso verboten ist es aber auch, zu Kindern gemein zu sein, sie zu beschimpfen oder ihnen zu drohen.

Halten sich Erwachsene nicht daran, ist das strafbar und kann bei der Polizei angezeigt werden. Denn alle Kinder sollen ohne Angst vor seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt aufwachsen.

Seit 05.04.92 gilt in Deutschland auch die UN-Kinderrechtskonvention. Darin ist neben vielen anderen Kinderrechten in Artikel 3 das Recht auf Gesundheit und in Artikel 9 das Recht auf Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause beschrieben.

Du kannst mit dem von der Gewalt betroffenen Elternteil reden. Du kannst ihm sagen, wie sehr dich die Situation zu Hause belastet. So könnt ihr nicht weiter leben.

Lass dich aber nicht in die Probleme deiner Eltern hineinziehen.

Du und deine Familie seid mit euren Problemen nicht allein. In jedem Jahr suchen viele Frauen, Männer und Kinder Rat und Hilfe in verschiedenen Beratungsstellen und Unterstützungsangeboten. Ein großer Teil findet neue Wege für ein Leben ohne Gewalt, auch wenn Veränderungen manchmal Zeit brauchen.

Du bist niemals schuld an der Gewalt zu Hause,
ganz egal, was du getan hast.

Du kannst die Gewaltsituation nicht für deine Eltern beenden oder dafür die Verantwortung übernehmen. Du kannst mit anderen darüber reden oder dir Unterstützung von außen holen.

Denke immer wieder an deine Stärken. Schreibe sie dir auf, damit du sie auch nicht vergisst, wenn du dich ängstlich und hilflos fühlst. Sie machen dich stark und mutig. Dann kannst du dich besser für dein Recht auf Gewaltfreiheit einsetzen. Du lässt dich nicht einschüchtern oder „klein machen“.

Deine Eltern streiten heftig, die Situation ist bedrohlich und du fühlst, dass es bald auch zu körperlicher Gewalt kommt, dann gehe nicht dazwischen, sondern bringe dich selbst in Sicherheit, vielleicht bei Nachbarn oder Freunden. Notfalls kannst du dich auch in deinem Zimmer oder im Bad einschließen. Ist die Gefahr erst einmal vorüber, kannst du bei Beratungsstellen anrufen, dich einer Lehrer, einer Sozialarbeiter oder einer Arzt anvertrauen oder jemanden bitten, mit deiner Mutter zu reden. Lass andere wissen, wie es dir geht! Sie werden dich unterstützen und gemeinsam mit dir nach Lösungen suchen.

Rufe im Notfall Erwachsene zu Hilfe, damit die Gefahr schnell beendet werden kann. Das können Nachbarn, Angehörige, Freunde, andere Erwachsene oder auch Polizei und Feuerwehr sein. Rufe lieber zu früh oder zu oft an, aber bringe dich auf keinen Fall selbst in Gefahr.

Wenn du eingeschlossen bist, mache laut auf dich aufmerksam und rufe um Hilfe.

POLIZEI 110

FEUERWEHR 112

Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt

Das ist ein Unterstützungsangebot für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Männer. Aber auch du kannst dich an diese Stelle wenden, wenn es zwischen deinen Eltern Probleme gibt, bei denen du nicht mehr weiter weißt.

Wir wollen dir und deiner Familie helfen! Wir hören dir zu, nehmen dich ernst und vermitteln dich an Stellen, die dir dabei helfen können, Lösungsmöglichkeiten für deine Probleme zu finden.

Niemand muss ins Frauenschutzhaus gehen oder seine Wohnung verlassen. Wir können dabei unterstützen, dass der Täter die Wohnung verlassen muss und sich ihr für eine bestimmte Zeit nicht mehr nähern darf. Du darfst deinen Vater trotzdem regelmäßig treffen.

Alles, was wir besprechen, bleibt unter uns, denn wir unterliegen der Schweigepflicht.

Du kannst uns anrufen oder eine e-Mail an beratung@skf-radebeul.de schreiben.

Weitere sächsische Beratungs- und Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking findest du unter: www.gewaltfreies-zuhause.de

Beratungs- und Interventionsstelle

gegen häusliche Gewalt im Landkreis Meißen

0351 – 79552205

Jugendamt – Allgemeiner Sozialer Dienst

Zu den Aufgaben des Jugendamtes gehört es, Kinder und Jugendliche vor Gefährdungen zu bewahren und zu schützen. Die Mitarbeiter beraten und begleiten Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien z. B. bei Fragen zu Erziehung, Trennung und Scheidung, Sorge- und Umgangsrecht.

03521 – 7253219

Frauen- und Kinderschutzhaus

Wenn deine Mama vorübergehend zu Hause raus muss, weil sie die Gewalt nicht mehr erträgt, weil sie nicht mehr weiter weiß, weil sie Schutz sucht und etwas verändern möchte, dann kann sie eine Zeit lang in einem Frauen- und Kinderschutzhaus unterkommen. Hier können Frauen und Kinder erst einmal zur Ruhe kommen und überlegen, wie es weiter gehen soll.

Die Adresse des Hauses ist anonym, damit die Frauen und Kinder auch wirklich geschützt sind.

Ein Einzug in ein Frauen- und Kinderschutzhaus ist rund um die Uhr möglich. Es genügt ein Anruf, eine Mitarbeiterin vereinbart dann mit deiner Mutter einen Treffpunkt, an dem sie euch abholt und dann ins Frauen- und Kinderschutzhaus begleitet.

Auch die Polizei kann euch hinbringen.

Frauen- und Kinderschutzhaus Radebeul

0351 – 8384653

Familienberatungsstellen

Hier erhalten Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien Beratung bei persönlichen oder familienbezogenen Problemen. Gemeinsam wird nach Lösungen auf die anstehenden Fragen und Probleme gesucht.

Kinder- und Jugendtelefon

0800 – 111 0333 (kostenfrei)

Beim Kinder- und Jugendtelefon kannst du immer anrufen, wenn du eine Frage hast oder Unterstützung brauchst. Du musst auch nicht deinen Namen nennen. Die Menschen am Telefon sind extra dafür da, dir zuzuhören und gemeinsam mit dir zu überlegen, wie sie dir helfen können, und das rund um die Uhr.

Bundesweites Hilfetelefon

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät deutschlandweit auch Kinder 24 Stunden lang. Die Gespräche sind vertraulich und können mit Hilfe von Dolmetscherinnen in vielen Sprachen geführt werden. Hörgeschädigte können über die Webseite kostenfrei einen Dolmetscherdienst nutzen. Das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen des Hilfetelefons kann in deutsche Gebärden- oder Schriftsprache übersetzt werden.

www.hilfetelefon.de

08000 – 116 016 (kostenfrei)